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Versickerung und Verdunstung: So funktioniert der Wasserkreislauf auf dem Gründach

Versickerung und Verdunstung

Gründächer übernehmen eine tragende Rolle im urbanen Wassermanagement. Durch gezielte Schichtsysteme wird Regenwasser nicht nur zurückgehalten, sondern über natürliche Prozesse in den Wasserkreislauf eingebunden. Dabei bilden die Versickerung innerhalb der Gründachstruktur und die Verdunstung über die Vegetation das Rückgrat eines funktionierenden Systems. Besonders in dicht bebauten Stadtgebieten mit hohem Versiegelungsgrad schafft die Kombination aus Rückhalt und Abgabe eine effektive Entlastung für die Kanalisation.

Schichtaufbau als Grundlage für die Versickerung

Die Versickerung auf dem Gründach erfolgt über ein System mehrerer funktional abgestimmter Schichten. An der Oberfläche sorgt die Vegetationsschicht mit trockenheitsresistenten Pflanzenarten wie Sedum, Kräutern oder Gräsern für eine erste Aufnahme des Regenwassers. Unterhalb dieser Schicht liegt das Substrat, das eine wasserspeichernde Bodenschicht mit schwammähnlicher Struktur darstellt. Sie speichert große Mengen Niederschlagswasser und gibt dieses entweder an die Pflanzen ab oder leitet es in die darunterliegende Drainageschicht weiter.

In der Drainageschicht erfolgt die eigentliche Versickerung auf dem Gründach. Das überschüssige Wasser, das nicht gespeichert oder verdunstet wird, versickert in diesem Bereich zeitverzögert und fließt kontrolliert in die Entwässerungssysteme ab. Damit unterscheidet sich das Gründachsystem maßgeblich von konventionellen Dachflächen, auf denen Wasser ungehindert und sofort abgeleitet wird.

Verdunstung: Natürlicher Kühlungseffekt

Die zweite tragende Säule des Wassermanagements stellt die Verdunstung dar. Pflanzen auf dem Gründach nehmen Wasser über ihre Wurzeln auf und geben es über ihre Blätter wieder an die Umgebungsluft ab. Dieser Prozess reduziert die Umgebungstemperatur und wirkt der Bildung städtischer Wärmeinseln entgegen.

In Kombination mit der Versickerung auf dem Gründach ergibt sich ein geschlossener Wasserkreislauf auf dem Dach. Ein Großteil des Regenwassers verbleibt im System, wird gespeichert, pflanzenverfügbar gehalten oder verdunstet. Dieser Kreislauf entlastet nicht nur die städtische Infrastruktur, sondern stabilisiert gleichzeitig das Mikroklima.

Substratstärke und Wasserspeicherung auf dem Gründach

Die Leistungsfähigkeit eines Gründachs bei der Wasseraufnahme hängt stark von der Substratstärke ab. Je dicker die Substratschicht, desto größer die Speicherkapazität. Abhängig von ihrer Stärke kann diese Schicht Wassermengen von 20 bis zu 80 Litern pro Quadratmeter speichern. Daher hat ein intensives Gründach mit einer dickeren Substratschicht eine höhere Kapazität, Wasser zu speichern, als ein extensives Gründach mit eine dünneren Sedumschicht.

Substrat und Drainage müssen aufeinander abgestimmt werden. Während das Substrat die erste Rückhaltung übernimmt, sorgt die Drainage für den kontrollierten Abfluss. Ein gut konzipiertes Gründachsystem vermeidet Staunässe und stellt sicher, dass überschüssiges Wasser nicht unkontrolliert in die Kanalisation fließt.

Versickerung bei Starkregen: Gründächer als Regenpuffer

Starkregenereignisse führen innerhalb kurzer Zeit zu großen Niederschlagsmengen, die auf versiegelten Flächen nicht versickern können. Die Versickerung auf dem Gründach fungiert hier als Puffer. Durch verzögerte Abgabe wird der Wasserstrom in die Kanalisation gestreckt, was das Risiko für Rückstau oder Überschwemmungen deutlich senkt.

Retentionsdächer oder „Rückhalte- bzw. Speicherdächer“ verstärken diesen Effekt. Sie sind eine spezielle Art von Gründach, das Regenwasser speichert und vorübergehend zurückhält. Zusätzliche Retentionsräume unterhalb der Vegetations- und Substratschicht speichern größere Mengen Wasser und geben es noch langsamer ab. Dadurch entsteht zusätzlicher Rückhalt bei extremen Wetterlagen, ohne den Aufbau des Dachs zu überlasten.

Technische Maßnahmen gegen Überlastung des Gründachs

Trotz hoher Aufnahmefähigkeit stößt auch die Versickerung auf dem Gründach bei langanhaltendem Regen an ihre Grenzen. Um Schäden durch Überlastung zu vermeiden, empfiehlt sich der Einsatz technischer Zusatzsysteme:

  • Überlaufmechanismen: Sie leiten überschüssiges Wasser gezielt ab und verhindern unkontrolliertes Abfließen.
  • Wartungsfreundliche Drainageelemente: Regelmäßige Kontrolle verhindert Verstopfungen und sichert den Wasserabfluss.
  • Regenwasserspeicher: Sie nehmen Wasser von der Dachfläche auf und ermöglichen dessen spätere Nutzung, beispielsweise zur Bewässerung.

Die Kombination dieser Elemente erhöht die Sicherheit des Gesamtsystems und reduziert langfristig die Belastung städtischer Entwässerungsnetze.

Wie verbessern Gründächer das Mikroklima?

Neben der technischen Funktionalität erzeugt die Versickerung auf dem Gründach auch einen positiven ökologischen Effekt. Die Verdunstung erhöht die Luftfeuchtigkeit, was das Stadtklima spürbar verbessert. Gleichzeitig bindet die Vegetationsschicht Feinstaub und wirkt wärmeausgleichend. Diese Effekte machen Gründächer zu einem integralen Bestandteil städtischer Klimaanpassungsstrategien.

Gerade in urbanen Räumen mit stark versiegelten Flächen verbessert das Wassermanagement über das Gründach den natürlichen Wasserhaushalt. Die Rückhaltung, Filterung und Verdunstung erzeugen einen geschlossenen Kreislauf, der die ökologische Leistungsfähigkeit urbaner Strukturen erhöht.